Köhle Schwestern alias Ikizler

Köhle Schwestern alias Ikizler

Beitrag zur 50-Jahre-Abifeier Alman Lisesi in Istanbul Juni 2013
von Erika und Ingrid, geb. Köhle

Viele werden sich vielleicht fragen, wie es kommt, dass 2 deutsche Mädchen nicht nur in Istanbul das Abitur in deutscher und türkischer Sprache gemacht haben, sogar gut Türkisch sprachen und noch sprechen und heute noch regen Kontakt mit Istanbul haben!

Nun, wir sind „Türkisch-Deutsche“!

Aber der Reihe nach:

Mitte des 19. Jahrhunderts sind sowohl die Vorfahren väterlicher- als auch mütterlicherseits von Schwaben bzw. dem Elsass ausgewandert, sie sind dem Ruf von Zarin Katharina die Große gefolgt. Unser Opa väterlicherseits ist in Odessa, die griechische Oma in Istanbul, der Opa mütterlicherseits in Mudanya und die Oma mit französischem Paß in Rustschuk (Bulgarien) geboren.

Unsere Vorfahren waren meist als Kaufleute tätig, mit eigenen Firmen, waren im Saray beschäftigt oder am Bau z.B. der Galatabrücke oder des Bahnhofs in Haydarpasa beteiligt.

Alle hatten immer einen deutschen Pass und mussten regelmäßig die Aufenthaltsgenehmigung bzw. Arbeitsgenehmigung verlängern, bis heute noch!

Unsere Eltern haben sich im Deutschen Club „Teutonia“ kennen und lieben gelernt.

In beiden Weltkriegen wurden sie mit ihren Familien nach Deutschland ausgewiesen.

So kam es, dass wir 1944 während der Internierung im Deutschen Konsulat geboren sind. Der Vater war Soldat in Deutschland.

1945 – mit dem letzten Deutschen-Tranport (schwedisches Schiff) verließ meine Mutter zusammen mit ihrer Schwester und 4 Kindern die Türkei.

Über Umwegen landeten wir bei Verwandten in Thüringen. Erst spät erfuhr der Vater, dass er nach 2 Söhnen nun auch Zwillinge Mädchen hatte.

Mit 3 Jahren flohen wir in einer Nachtaktion über die deutsch-deutsche Grenze, da der Vater inzwischen eine Stelle in Esslingen bei einer Firma, die er in Istanbul vertreten hatte, angenommen hatte. Seine Firma war in dieser Zeit unter der Obhut seines ital./griechischen Teilhabers.

Als sich die politische Lage wieder gebessert hatte kehrte die gesamte Familie wieder nach Istanbul zurück, viele Verwandten wagten diesen Schritt nicht mehr!

ir waren im Einschulungsalter, aber die Deutsche Schule war noch geschlossen. So kam es, dass wir die ersten zwei Jahre auf der Österreichischen Schule waren, wo auch einer unserer Brüder das Abitur machte. Ab der 3. Grundschulklasse bis zum Abitur waren wir dann ja wie bekannt auf der Alman Lisesi, wo wir ziemlich erfolgreich das Abitur absolvierten!

Danach haben wir uns beide für einen kaufmännischen Beruf entschieden mit Anfängen bei Siemens bzw. Hoechst in Istanbul.

Erika hat bereits mit 22 Jahren Istanbul verlassen und wurde in München sesshaft, wo sie dann auch heiratete und eine Tochter und einen Sohn bekam.

Ingrid hat ihren damaligen Mann im Deutschen Club in Istanbul kennen gelernt, geheiratet und 2 Söhne bekommen. Noch im Vorschulalter dieser verließ auch sie Istanbul Richtung Bayern. Schlussendlich landete auch sie in München/Unterhaching, wo wir beide nun seit über 30 Jahren kaum 1 km entfernt wohnen.

Der Kontakt zu Istanbul riss nie ab, da ja Eltern und beide Brüder in Istanbul blieben. Beide Brüder haben dort ihre deutschen Frauen kennen gelernt und geheiratet.

Fast jedes Jahr hieß unser Urlaubsziel damals Istanbul und die Prinzeninseln (Burgaz), wo heute noch die Brüder eine Sommerwohnung besitzen.

Wir blicken auf eine 35jährige Berufstätigkeit zurück und genießen beide den Ruhestand, auch mit den Enkelkindern, die in der Nähe wohnen.

Zu erwähnen wäre noch, dass Ingrids jüngster Sohn die letzten 12 Jahre beruflich in Istanbul war und dort auch seine türkische Frau kennen gelernt hat. Er lebt seit kurzem wieder in München.

Selamlar,

ikizler Erika und Ingrid